Spieletest

Dungeon Siege 3 – Gamescheck

Ihr Hobbyhelden da draussen, wetzt Eure Schwerter und poliert Eure Zauberstäbe denn mit Dungeon Siege 3 vom Fallout: News Vegas Entwickler Obsidian steht ein neues Aktionrollenspiel mit dem typischen Genresuchtfaktor vor der Türe. Erschienen ist der neuste Teil der Serie unter der Flagge des Publishers Square Enix. In bester Diablo Tradition geht es in der etwa zwölfstündigen Kampagne solo, mit einem Kumpel zu zweit im Offline Koop-Modus oder via Internet gar zu viert als Mitglied der wieder erstarkten 10. Legion das Königreich Ehb zu beschützen. Dieses wird seit dem Tot des alten Königs von Jeyne Kassynder und ihren fanatischen Anhängern terrorisiert. Dies sollt ihr natürlich verhindern. Mit einem von vier Helden zieht Ihr durch das Fantasieland, erledigt massig Quests, metzelt unzählige Monster, sammelt Beute, Gold und Ruhm und levelt Euren Helden stufenweise auf.

Zu Spielbeginn müsst Ihr Euch für einen von vier vorgefertigten Charakteren entscheiden. Klassen im eigentlichen Sinne gibt es in Dungeon Siege 3 nicht. Stattdessen bestimmt die Wahl der Spielfigur automatisch ob Ihr als Nahkämpfer Lucas Montbarron, der zwischen menschlicher Gestalt und der Reinkarnation eines Feuerelementars hin und her wechselnden Anjali, dem arkanen Magier Reinhart Manx oder der Waffenexpertin Katarina ins Gefecht zieht. Jeder Charakter besitzt eine eigene Hintergrundgeschichte und ist individuell in die Story integriert, die für ein Aktionrollenspiel angenehm tiefgründig ist. Habt Ihr Euch entschieden und einen der drei Schwierigkeitsgrade ausgesucht gehts auch schon ohne Umschweife los und ihr zieht fortan aus der in zwei Stufen anpassbaren Verfolgerperspektive los.

Haupt- und optionale Nebenquests erhaltet ihr von den überall auffindbaren NPCs die wie in anderen Rollenspielen mit einem gelben Ausrufezeichen über dem Kopf versehen sind und Euch so signalisieren das sie Arbeit für Euch haben. Sämtliche Dialoge und bestimmte Aktionen führt ihr im Multiple-Choise Verfahren und wählt die Antwort aus die Euch zusagt. Aber Vorsicht, manche Entscheidungen nehmen direkt Einfluss auf Handlung und Spielverlauf. Zwar nicht in dem Maße wie in anderen Spielen, dennoch bestimmt ihr so wie das Spiel endet und welche der vielen möglichen Endsequenzen Ihr nach dem Durchspielen vorgesetzt bekommt. Während die Hauptquests die Story vorantreiben verdient Ihr Euch in den Nebenquests Extrakohle, zusätzliche Erfahrungspunkte und bessere Ausrüstung hinzu. Oftmals seit ihr auch gezwungen Euren Charakter erstmal ordentlich aufzupeppeln bis Ihr Euch zum Beispiel einen der Obermotze am Ende einer Hauptquest vorknöpfen könnt. Stellt Ihr beispielsweise im Kampf gegen einen Boss fest das Ihr noch zu schwach seit, lohnt es sich erst einmal zurück zu rudern und Euch in Nebenquests und Metzelsonderschichten ein oder zwei Level zu verbessern um bei den überall verteilten Händlern mit neuen Waffen und Ausrüstungsteilen einzudecken. Solange bis Ihr schließlich stark genug für den Boss seit. Die Kaufleute bieten für jeden Charakter passende Waffen, Rüstungen und sonstige Items an. Deshalb lohnt es sich jeden Winkel der Spielwelt nach versteckten Schatztruhen abzuklappern oder Fässer und Objekte zu zerstören die oftmals Gold und Gegenstände beherbergen. Zudem könnt Ihr bei den Händlern nicht benötigte Items verkaufen und Eure Kasse aufbessern.

Wie aus den Fable-Spielen bekannt aktiviert Ihr auf Knopfdruck eine Leuchtspur die Euch den Weg zur aktuell ausgewählten Quest vorgibt. Zwar ist Dungeon Siege 3 im Grunde sehr linear aufgebaut aber immerhin könnt Ihr selbst entscheiden wann ihr welche Quest absolvieren wollt. Die Quests selbst sind guter Genrestandard und reichen von Botengängen, Befreiungsaktionen oder Erkundungsaufträge bis hin zum töten bestimmter Gegner oder dem sammeln wertvoller Relikte oder sonstiger Objekte. Letztendlich geht es aber wie in jedem Aktionrollenspiel vor allem darum immer mächtiger zu werden und die Fähigkeiten seines Helden zu verbessern. Dies geschieht durch ein durchdachtes Fertigkeitensystem. Nach jedem Stufenaufstieg bekommt Ihr Punkte die Ihr in Spezialfähigkeit und insgesamt neun Talente investiert. Bis zu fünf Fertigkeitspunkte sind pro Fähigkeit einsetzbar, wobei Ihr in Eurer Wahl vollkommen frei seit. So könnt Ihr Eure Figur in genau die Richtung entwickeln die Euch am meisten zusagt. Zudem entwickelt Ihr Euch stetig weiter, je öfter Ihr Eure Fähigkeiten im Kampf einsetzt. in den aktionlastigen Kämpfen setzt Ihr generell defensive und offensive Fähigkeiten ein, die die so genannte Fokusenergie verbrauchen die ihr in Form eines blauen Balkens unter Eurem Charakterportrait seht. Jede Aktion verbraucht Fokusenergie, allerdings bekommt Ihr durch das einsammeln von blauen Kugeln ständig neuen Fokussaft. Wohingegen grüne Kugeln Eure Lebensenergie wieder auffrischen. Oft ist es wichtig abzuschätzen ob Ihr Eure Fokusenergie lieber aufspart um Euch im Kampf zu regenerieren oder sie für die mächtigen Spezialangriffe einsetzt die deutlich mehr Schaden anrichten als Standardattacken.

Wo wir das Lauftempo der Spielfigur einen ticken zu langsam finden, geht die Steuerung gut von der Hand und lädt regelrecht zu launigen Hack and Slay Orgien ein. Ob Standard-Schwerthiebe, blocken per Schild oder Spezialangriffe – die Bedienung ist schnell verstanden. Die Inventar- und Charakterverwaltung ist schön übersichtlich geraten, allerdings müsst Ihr beim öffnen der Menüs jedes Mal eine kleine Nachladepause in Kauf nehmen. Schade auch das es keine Reiseportale oder Reittiere gibt, so das Ihr manchmal ziemlich lange Laufwege absolvieren müsst. Dafür stolpert Ihr regelmäßig über Speicherpunkte an denen Ihr Euren Fortschritt sichern könnt.

Seit Ihr anfangs noch alleine unterwegs, schließen sich schnell Mitstreiter in Form der anderen drei Helden an. Diese werden vom Computer gesteuert und stehen Euch automatisch im Kampf tatkräftig zu Seite. Und falls Ihr mal ins Gras beißt beleben sie Euch sogar wieder. Ihr dürft Eure Kollegen dabei jederzeit austauschen. Das schöne ist, das im Offline-Modus jederzeit ein Kumpel ins Spiel einsteigen kann und Ihr dann kooperativ drauf los meuchelt. Sämtliche gesammelte Items und Erfahrungspunkte der von ihm gesteuerten Figur bekommt der Mitspieler gutgeschrieben. zu zweit macht die Monsterjagd deutlich Laune und erleichtert das Vorankommen an vielen Stellen spürbar. Im Onlinemodus müsst ihr dann allerdings einen neuen Charakter erstellen. Die Fortschritte aus der Offline-Kampagne werden hier nicht übernommen.

In Punkto Präsentation ist Dungeon Siege 3 kein Kracher, dafür ist die Technik zu unspektakulär. Zwar überzeugen besonders die leckeren Licht- und Zaubereffekte, dafür stellt Obsidians Onyx-Engine nur wenige Polygone und Details dar. Im Gegenzug stimmen aber die Atmosphäre und das klassische Fantasysetting. Egal ob Ihr durch verwunschene Wälder, mulmige Sümpfe, finstere Kerker und Grüfte, lauschige Dörfer oder unheimliche Friedhöfe streift – hier kommt schnell Fantasystimmung auf. Auch das Monsterdesign kann sich sehen lassen. Obsidian führt die komplette Palette an typischen Rollenspielgegnern auf. Angefangen bei mies gelaunten Hexen und Banditen über gefräßige Raubtiere, eklige Spinnen bis hin zu Skeletten oder sonstigen Höllenkreaturen. Und natürlich gibt es immer wieder besonders fiese Endbosse. Gut gefallen auch die märchenhaft gezeichneten Zwischensequenzen, die durchweg professionelle, deutsche Sprachausgabe und die viel Fantasyflair verströmende Musik.

Spielerisch wird bei Dungeon Siege 3 hauptsächlich auf bewährte Elemente gesetzt. Feinde meucheln im Akkord, die Jagd nach immer besseren Items und die kontinuierliche Entwicklung des eigenen Helden stehen klar im Vordergrund. Das ganze ist zwar nicht grandios aber insgesamt ordentlich inszeniert und mit einer durchaus fesselnden Story versehen. So kommen sowohl Solisten als auch Multiplayer-Fans voll auf ihre Kosten. Ein Innovationswunder ist hier nicht zu erwarten aber im Gesamtpaket ein sehr rundes Aktionrollenspiel mit Suchtpotenzial das vor allem im Multiplayermodus richtig viel Spass macht.

Die von uns getestete -Limited Edition- des Spiels beinhaltet vier exklusive Ingame-Gegenstände: Versengendes Band, Biss des Arakun, Talisman des Graßmagiers und Heiliges Herz der Legion.

WERTUNG: Grafik: 79%, Sound: 89%, Steuerung: 85%, Balance: 90%, Spielspass: 92%, Mehrspieler: 90%, Gesamtwertung: 88%.