Haunted – Gamecheck
Gut zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Veröffentlichungstermin ist es nun doch erschienen. Haunted, das neue Adventure. Dabei ist die Entstehungsgeschichte des Geisteradventures Haunted schon gruselig genug. Zuerst ging der ursprüngliche Publisher HMH Interactive pleite, woraufhin die Rechte an Jowood wanderten, die dann ebenfalls in die Insolvenz wanderten. Zwei Publisher, zwei Insolvenzen. Umgibt etwa ein Fluch den Gruseltitel? Wie dem auch sei – nun hat sich das adventureerfahrene dtp Entertainment erbarmt und stellt uns das seit langem fertige Spiel endlich in die Läden.
Die Handlung ist schnell erzählt. Im London des 19ten Jahrhunderts will die finstere Lady Ashcroft dem nahenden Tot ein Schnippchen schlagen und experimentiert mit Geistern und Leichen um Unsterblichkeit zu erlangen. In diese Ereignisse wird die Hauptfigur Mary hineingezogen, die seelisch schwer am vermeintlichen Tot ihrer jüngeren Schwester trägt. Als sie versehentlich auf dem Seziertisch von Lady Ashcroft landet nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Mit der Hilfe von sechs freundlich gesonnenen Geistern kommt sie nicht nur dem Geheimnis um das Treiben der boshaften Lady sondern auch des Verbleibs ihrer Schwester Emily auf die Spur.
Haunted ist ein Point and Click Adventure in klassischer Manier. Wir erkunden unterschiedliche Schauplätze und kombinieren Gegenstände und Objekte miteinander um Rätsel zu knacken. So weit so gewohnt. Doch Haunted hat noch einen besonderen Kniff auf Lager. Mary gewinnt im Laufe ihres Abenteuers sechs Geister als Freunde von denen jeder über eine besondere Spezialfähigkeit verfügt. Der Pirat Oscar zum Beispiel besitzt die Gabe Dinge anzufassen die für Normalsterbliche tödlich wären, wie Gegenstände die unter Strom stehen. Und der schottische Befreiungsheld Wiliam ist zwar dumm aber enorm stark. Er kann nur Dinge berühren die mit dem Tot zutun haben. Bei vielen Rätseleinheiten müssen wir die Fähigkeiten der Geister geschickt alleine oder in Kombination einsetzen. Auch wenn die Rätsel geübte Adventurespieler alles andere als fordern, so sorgen die Geistereinlagen für eine erfrischende Abwechslung gegenüber anderen Titeln. Zu Oscar und Wiliam gesellen sich zu späterer Zeit noch Konfuzius höchstpersönlich, der alle Aggregatzustände von Wasser annehmen kann. Ein leibhaftiger Papst, der Spezialist für Sprachübersetzungen ist. Ein Wolf mit besonders feiner Spürnase und Goldy der Geist eines Goldfisches der durch den Raum schweben kann. Wer trotzdem einmal bei einem Rätsel festhängt der kann jederzeit die Objektanzeige oder gar eine Rätselhilfe dazuschalten. Wobei letzte nicht die komplette Lösung preisgibt sondern sich zum Glück nur mit dezenten Hinweisen begnügt.
Bei der Technik erwartet uns die gewohnte Deck13 Qualität, des ursprünglichen Entwicklers. Nämlich sehr atmosphärische Schauplätze und stimmige Beleuchtung. Sowie liebevoll, skurrile Figurenmodelle. Im Gegensatz dazu erreichen Poligonzahl, Texturen, Animationen und Mimik kaum die Grenzen des technisch möglichen. Die Dialoge sind mit prominenten Synchronsprechern professionell vertont und bringen die Eigenheiten der einzelnen Charaktere sehr gut rüber. Zwar klingt der eine oder andere Satz einen Tick zu steif, aber insgesamt gibt es an der Vertonung sowie der Musikuntermalung nichts auszusetzen.
Haunted erreicht zwar nicht ganz die Qualität welche derzeit möglich wäre und fällt ein bisschen zu leicht aus, bietet für Adventurefreunde aber dennoch gute Rätselunterhaltung für sechs bis acht Stunden.
[gamecheck]69 79 81 75 78 0[/gamecheck] WERTUNG: Grafik: 69%, Sound: 79%, Steuerung: 81%, Balance: 75%, Spielspass: 78%, Mehrspieler: na%, Gesamtwertung: 76%.