Call of Juarez – The Cartel – Gamecheck
Nach dem Call of Juarez Debüt 2006 und dem Nachfolger -Bound in Blood- 2009 bringt der polnische Entwickler Techland nun den dritten Teil via Publisher Ubisoft in den Handel. Anders als die Vorgänger spielt -The Cartel- allerdings nicht mehr im Wilden Westen sondern im Hier und Jetzt. Das wird sicher der eine Teil der geneigten Spielerschaft positiv aufnehmen, die andere Seite wird dem Wild West Feeling mit Pferd und Revolver wohl etwas nachtrauern. Der Spieler ist Teil einer Einheit, die nahe der mexikanischen Grenze auf der Jagd nach kleinen und grossen Fischen im Drogenmilieu ist. Das ist aber nicht die einzige Änderung an welche sich Serienfans gewöhnen müssen.
Call of Juarez – The Cartel hat mit Western nichts mehr am Hut. The Cartel spielt in der Gegenwart und es geht im ein ernstes Thema – Drogenkartelle. Nach einem Bombenanschlag auf eine Bundeseinrichtung sendet die Regierung ein Spezialteam, bestehen aus drei Mitgliedern aus unterschiedliche Bereichen, um das Kartell hinter besagten Angriffen zu zerschlagen. Zusammen mit einem an die ersten Teile erinnernden Cowbow begeben sich ein möchtegern Gangster und eine ehemalige Ganganhängerin auf die Jagd durch Los Angeles über Arizona bis ins mexikanische Juarez. So richtig spannend ist die Story nicht, also kommt es auf die Erzählkünste der Macher an und diese können leider auch nicht auf ganzer Linie überzeugen. Die Zwischensequenzen sind schwer zu verstehen und wirken alles andere als professionell. Mal abgesehen von misslungenen Dialogen und schlechter Synchronisation. Hier hätte der Hersteller mehr Augenmerk verwenden müssen. Dennoch, wer über Teils unpassende Dialoge schmunzeln kann darf das ruhig tun und dem Spielverlauf weiter folgen.
Wenn die Geschichte nicht fesselt dann vielleicht der Spielinhalt. Zwar machen die Schießereien in der Egoshooter-Sicht zwischenzeitlich durchaus Spass, meist wird dieser aber durch missratenes Design oder schlichte Spielfehler schnell wieder gedämpft. Dazu kommt das man eigentlich über die kompletten 15 Missionen nichts anderes zutun hat als durch die engen Levels zu hetzen und alle paar Meter eine neue Gegnerwelle, die dann auch noch aus lauter Klonen besteht, zu erledigen. Die Zeitlupenfunktion, welche bereits aus den Vorgängern bekannt ist, sieht gut aus. Leider wiederholt der Protagonist dabei jedoch immer wieder einer seiner nur sehr wenigen, vermeintlich coolen Sprüchen, was schnell ermüdent wirkt. Vermutlich um die Schiesserein ein wenig aufzulockern begibt man sich zwischenzeitlich auch mal in den Firmenwagen. Damit düst man dann zum nächsten Einsatzort oder feuert auch mal aus dem Fester auf andere Fahrzeuge. Hier ist das Spielfeeling stimmig und macht Spass. Doch auch bei der Steuerung der Fahrzeuge hakt es. In Kombination mit verwirrenden Wegpunkten können auch diese Passagen keinen Preis gewinnen. Verlässt man den angegebenen Wegpunkt kann man sich den zuletzt gespeicherten Spielstand wieder von vorne antun. Das ist unnötig und frustet unerfahrenere Spieler voraussichtlich relativ schnell.
Die Kampagne kann man mit allen drei Protangonisten spielen und so das Spiel zumindest theoretisch drei mal durchspielen. Mit wem man die Kampagne angeht ist eigentlich ziemlich egal, da sich das Spiel inhaltlich nicht sonderlich unterscheidet, ausser das man ein paar Hintergründe über den jeweiligen Charakter erfährt und eben mit diesem in der Welt unterwegs ist.
Was die Grafik anbelangt ist Call of Juarez – The Cartel leicht veraltet aber noch vertretbar. Teilweise matschige Texturen und unpassende Spezialeffekte stören das Realitätsgefühl. Allerdings hat das Spiel auch ein paar weitere Probleme. Wenn man beispielsweise zielt legt sich ein Unschärfefilter auf den Hintergrund. Nur passiert dies offensichtlich willkürlich. Auch die Lichteffekte entziehen sich meist jeder Logik. Und so ziehen sich die Fehler durch gesamte Spiel. Zum spielen bedarf es einer Portion Humor und Entspanntheit.
Neben der Kampagne bietet Call of Juarez – The Cartel auch einen Multiplayermodus welcher gleich mehr Spass bereitet. Zwar handelt es sich nicht um einen kompletten Koop-Modus, weil die Protagonisten im Grunde Konkurrenten sind. Dennoch sind viele Spielpassagen nicht ohne Zusammenarbeit zu bewältigen. Dieser Umstand bringt Schwung ins Spiel und kann einige Enttäuschungen im Kampagnen-Modus wieder gut machen.
Mit Call of Juarez – The Cartel ist Techland wirklich kein Glücksgriff gelungen. Gerade im Vergleich zu den deutlich besseren Vorgängern entteucht der Titel. Wer die ersten Teile gespielt hat dürfte hier mehr erwartet haben. Bleibt zu hoffen das der Hersteller in Zukunft Fehler beseitigt und eventuell sein nächstes Call of Juarez wieder im Wilden Westen ansiedelt.
Wir sprechen eine bedingte Kaufempfehlung aus. Für Fans der Serie führt auch um The Cartel kein Weg herum. Neulinge sollten sich die Anschaffung überlegen und hartgesottene Shooter-Freunde ohne bisherigen Bezug zur Serie lassen lieber die Finger davon.
WERTUNG: Grafik: 77%, Sound: 76%, Steuerung: 79%, Balance: 81%, Spielspass: 78%, Mehrspieler: 85%, Gesamtwertung: 79%.