Unravel – Gamecheck
Es passiert leider viel zu selten, dass Großmeister Electronic Arts ein Spiel präsentiert, welches keiner bekannten Franchise-Serie angehört. Klar freuen wir uns auch über den xten Sims-Teil, jedoch ein wenig frischer Wind könnte nicht schaden. Und so begab es sich auf der EA-Pressekonferenz der letztjährigen E3, dass Creative-Director Martin Sahlin ein rotes Stoffmännchen aus seiner Tasche zog. Leider konnten wir damals diese Konferenz nur per Livestream aus dem fernen Deutschland beiwohnen, doch das Interesse war geweckt. Und mit dem Interesse ein neuer Name: Unravel.
Wer hier zuerst an ein Independent-Game denkt, der liegt gar nicht so falsch. Unravel ist ein handfestes Puzzlegame mit viel Liebe zum Detail und herzerwärmend für die noch kalte Jahreszeit. Produziert wird es aus dem Hause Coldwood Interactive. Bereits auf der Gamescom 2015 konnten dann auch wir endlich Hand anlegen und seit heute kann es jeder. Wir stürzen uns also mit dem Held ins Abenteuer. Dieser heißt Yarny und besteht nicht aus Muskeln, sondern aus Garn. Die Geschichte ist rührend wie simpel: Ihr versucht eine getrennte Familie wieder zusammen zu führen. Nachdem Yarny als Wollknäuel einer alten Dame aus dem Korb gefallen ist, begibt es sich auf die Reise die Erinnerungen seiner Besitzerin wieder zusammen zu fügen.
Wie bereits oben erwähnt handelt es sich um einen Puzzler. In Kombination mit Garn lässt sich schon erahnen was den Spieler erwartet. Grundsätzlich verliert Yarny bei jedem Schritt ein Stückchen dieses wertvollen Stoffs von seinem Körper. Doch verloren ist es nicht, denn es dient uns als Werkzeug um Rätsel zu lösen, Dinge zu erreichen oder auszulösen. In sehr detailreich gezeichneten Levels, erwartet uns so jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung um den Ausgang zu passieren. Dabei spielt die Physikengine in Unravel die bedeutendste Rolle. Diese ist ausgereift und Macht eine Menge Spaß.
Auf unserer Reise knoten wir so unser Garn immer wieder irgendwo fest oder improvisieren und eigene Wege oder Gegenstände, wie zum Beispiel ein Trampolin oder eine Liane, an welcher wir uns über Abgründe schwingen. Ist das Level einmal „verkabelt“, spielt Taktik und Geschick keine Nebenrolle. Gerade in den fortschreitenden Leveln wird dies zunehmend vom Spieler abverlangt. Dies kann schnell zu Frustmomenten führen, aber genau so schnell zum Ziel. Also lieber kurz durchatmen und ran ans Werk, jedes Rätsel ist machbar. Auch das aufmerksame absuchen eines Levels bringt häufig noch ein bisschen Bonusgarn zu Tage, was unserem Protagonisten weitere Bewegungsfreiheit schenkt.
Technisch ist Unravel meisterlich umgesetzt, was wohl auch den Prerelease Hype mit ausgelöst haben dürfte. Statt das Spiel in einer Fantasiewelt anzusiedeln, hat man lieber ganz viel Fantasie nach Schweden, Skandinavien und an andere Orte der Welt gebracht um daraus die Inspiration für die Level zu gewinnen. Dadurch spielen sie in überzeichneten, aber realen Gebieten der Welt, was das Spiel authentisch und „anfassbar“ macht. Das spiegelt sich auch in der interaktiven Spielwelt wieder, so dass wir natürlichen Feinden wie Regenfützen oder existierenden Tieren begegnen. Nicht unerwähnt bleiben darf aber auch der Sound, welcher das Spiel mit orchestralischen Klängen und Klavierstücken hervorragend untermahlt.
Dies alles zusammen, die technisch einwandfreie Umsetzung, eine tolle Spielidee und die liebevolle Gestaltung machen Unravel zu einem heißen Tip an kalten Wintertagen. Wer ein wenig Frustrationstoleranz sein eigene nennen kann und sich an einem Taktik-Puzzler erfreut, für den ist Unravel genau das richtige. Erschienen ist es am 09.02.2016 für Playstation 4, XBox ONE und den PC.