Spieletest

Pro Evolution Soccer 2019 – Gamecheck

Das Stadion ist hergerichtet, der Platzwart entfernt noch die letzten Unebenheiten vom Rasen und der Sportdirektor bemüht sich kur vor Schluss der Transferperiode noch um einen Star-Zugang. Seit dem 30.08.2018 ist es dann soweit: Die virtuellen Stadiontore öffnen und Pro Evolution Soccer 2019 kann endlich zeigen, ob die Vorbereitungszeit genutzt wurde. Wir haben nun einige Tage gespielt und konnten uns ein ausführliches Bild vom neusten Teil aus dem Hause Konami machen. Unser Eindruck ist durchaus positiv, aber wer meint, es hätten sich im Gegensatz zum Vorgänger Welten verändert, den müssen wir enttäuschen.

Die Menüführung ist in diesem Jahr etwas schicker dargestellt, wenn auch der Staub aus vergangenen Jahren immernoch auf den Auswahl-Reitern haftet. Auf eine Menü-Revolution wartet man in Pro Evolution Soccer seit ewiger Zeit vergebens. Aber sei es drum – es ist eben auch nur das Menü! Viel wichtiger ist doch, was sich dahinter verbirgt. Zum Beispiel bei den Spielmodi. Viel neues gibt es hier leider nicht zu berichten. Da die Lizenz der Champions-League zu FIFA übergegangen ist, fällt dieser realistische Pokal-Modus sogar weg. Dafür wurde allerdings die Meister-Liga überarbeitet, die mit dem spielbaren „International Champions Cup“ und einem Newsbereich inklusive Videos mit Pressekonferenzen und Vereinsfeiern an Tiefe gewinnt und somit länger motiviert. Im Karrieremodus dürft ihr euch ebenfalls über kleinere Verbesserungen freuen. so sollen sich Spielerwerte über die Zeit verändern und ihr bekommt für euren eigenen Schützling mehr Verhandlungsoptionen. – So richtig kommt hier allerdings keine Stimmung auf. Das liegt in diesem Fall tatsächlich an den wenigen Lizensierten Vereinen und Spielern. Achja, dieses leidige Theme schon wieder. Tatsächlich hat Konami sogar mehr lizensierte Vereine und Ligen als in den Jahren zuvor. Aber mal ehrlich: Können die russische, dänische und argentinische Liga Fans in Deutschland oder England begeistern? Wohl eher weniger! Immerhin, mit der portigiesischen „Liga NOS“ hat man einen interessanten Verband hinzugewonnen und auch zwei, drei Vereine aus der belgischen Liga sind durchaus interessant. Partnerverein aus Deutschland ist in diesem Jahr übrigens der FC Schalke 04, der mit seiner detailreichen VELTINS-Aren daherkommt und Borussia Dortmund aus dem Vorjahr ablöst. Auch Bayer 04 Leverkusen und die deutsche Nationalmannschaft sind vollständig lizensiert.

Die wenigen lizensierten Spieler  schlagen sich leider auch negativ auf den beliebten Online-Modus myClub nieder. Hier trifft man viel zu oft auf dieselben Spielernamen. Dennoch ist dieser Modus ist das Herzstück in PES 2019 und das Gegenstück zu FIFAs Ultimate Team. Ein paar Änderungen gibt es auch hier: Eine wöchentliche Aktualisierung über Spieler, die in der Vorwoche auf den realen Fußballplätzen positiv aufgefallen sind, erhalten auch im myClub eine Belohnung und werden in besonderen Spielerkarten mit einem Formhoch dargestellt. Richtig, das ist zwar von FIFA abgeguckt, bringt aber auch in PES 2019 viel Spaß und Abwechslung mit sich. Außerdem könnt ihr nun  Spieler mehrmals verpflichten. Habt ihr drei gleiche Spieler, könnt ihr diese gegen einen neuen Spieler der selben Güteklasse eintauschen. Das ihr nun einen nahezu unbegrenzten Kader haben könnt (1.000 Spielerplätze stehen zur Verfügung), ist sehr angenehm und sinnvoll, musste man doch im Vorgänger regelmäßig Spieler verkaufen oder zu Übungsleitern umfunktionieren.

Und wie sieht es nun auf dem Platz aus? Fast wie in PES 2018. Und das ist auch gut so! Grafisch hat sich wenig verändert. Die Inszenierung ist weiterhin gelungen. Man freut sich förmlich aufs Spiel, wenn sich die Teams im Spielertunnel aufwärmen und die Fans auf der Tribüne zu jubeln beginnen. Wenn dann der Anstoß erfolgt ist, fallen einem vielleicht die verhältnismäßig vielen Fehlpässe auf. Hier wurde tatsächlich am meisten geschraubt, so dass die Spieler einen Pass in den Lauf auch schon einmal zu lang schlagen, oder gänzlich die Richtung verfehlen, wenn sie sich vor dem Pass noch um 180 Grad drehen müssen. Dramatisch kann es dann in den letzten zwanzig Minuten eines Spiels werden. Da sich die Müdigkeit der Spieler nun unmittelbar auf ihre Attribute auswirken und nicht nur in deren Ausdauer widerspiegeln, kann auch schon einmal einem passsicheren Spieler der eine oder andere Querschläger unterlaufen. Das macht aber tatsächlich sehr viel Spaß, denn dadurch kommt nochmals mehr Realismus ins Spiel und das taktische auswechseln bestimmter Spieler bringt uns teilweise um den Trainer-Verstand. Gerade dann, wenn zum Ende eines Spiels fast alle Spieler an ihr Limit kommen. Wirklich eine gelungene Änderung und wir freuen uns, dass ansonsten das Gameplay an den sehr guten Vorgänger anknüpft. Hier wurden glücklicherweise keine krampfhaften Änderungen vorgenommen, die meistens sowieso nur in sogenannten „Verschlimmbesserungen“ enden.

Unser Fazit: Wenn ihr auf viele Lizenzen verzichten könnt, dann kauft euch Pro Evolution Soccer 2019. Auf dem Platz schlägt sich PES auch in diesem Jahr grandios und macht die fehlenden Lizenzen unserer Meinung nach mehr als vergessen. Der Spielspaß ist unvergleichlich und macht im Coop-Modus mit bis zu zwei Freunden einen heidenspaß! Ich starte direkt mal die nächste Partie…