New World – Gamecheck
Nachdem New World einige Male verschoben und das Spielkonzept überarbeitet wurde, ist es nun mittlerweile erschienen. Wir haben uns die letzten Wochen für euch ins Geschehen des heiß erwarteten MMORPGs von Amazon Games gestürzt und sind nun soweit ein Fazit zu ziehen.
Unser Start in das Rollenspiel war zunächst getrübt von langen Warteschlangen, in den ersten Tagen mussten Spieler teilweise 1 – 3 Stunden oder sogar noch länger warten, ehe Sie die ersten Pixel der Welt erblicken konnten. Diese Probleme waren nach einigen Tagen allerdings behoben, so dass ein schneller Start ins Spiel seitdem problemlos möglich ist. Teil des Problems war unter anderem, dass Welten auf maximal 2.000 Spieler begrenzt sind. Und damit kommen wir zu unserem ersten Punkt.
Server
Die Server liefen, abgesehen von den genannten Startschwierigkeiten und teils sehr langen Wartungsarbeiten, in unserem Test durchgehend problemlos und flüssig. Lags haben wir, selbst bei vielen Spielern in einem Gebiet, nicht feststellen können.
Das grundsätzliche Konzept der Server ist jedoch anders als bei den meisten anderen Online-Rollenspielen. Während Genrevertreter häufig auf das Konzept von verschiedenen „Kanälen“ oder ähnliche Strukturen setzten, um nicht zu viele Spieler gleichzeitig in einem Gebiet/Server handhaben zu müssen, sind die Spieler bei New World an sogenannte „Welten“ gebunden. Diese Welten sind auf eine maximale gleichzeitige Spieleranzahl limitiert und im Gegensatz zu Kanälen können diese nicht einfach gewechselt werden, wenn ein Freund sich in einer anderen Welt befindet.
Dieses Konzept hat vor und Nachteile. Das offensichtlichste Problem ist, dass Freunde nicht zusammenspielen können, wenn Sie sich Charaktere auf unterschiedlichen Welten erschaffen haben. Hier gibt es dann nur zwei Möglichkeiten, entweder einen neuen Charakter in der passenden Welt erstellen oder den im Echtgeldshop zu erwerbenden Weltwechsel nutzen. Letzteres ist noch nicht implementiert, daher können wir hierzu noch nicht genau sagen wie viel so etwas kostet und wie gut es funktioniert. Wir wissen jedoch, dass allen Spielern ein einmaliger Weltwechsel zur Verfügung stehen soll, als Ausgleich dafür, dass sich viele befreundete Personen, um den langen Warteschlangen zu entgehen, Charaktere auf unterschiedlichen Servern gemacht haben. Allerdings werden, entgegen erster missverständlicher Kommunikation von Amazon Games, keine Wechsel zwischen Regionen möglich sein (z. B. EU zu US).
Wir erwähnten aber auch Vorteile. Durch diese Limitierungen gibt es nur eine begrenzte Anzahl Spielern und somit Kompanien (Gilden) auf die wir immer wieder treffen. So gibt es tatsächlich viele Spieler die wir kennen ohne jemals mit Ihnen auch nur ein Wort gewechselt zu haben, lediglich dadurch, dass man sich regelmäßig wortwörtlich über den Weg läuft. Das ergibt ein schönes Gefühl von einer geschlossenen lebendigen Welt.
Spielwelt
Das Szenario ist, wie auch schon der Spieltitel andeutet, inspiriert von der Zeit der Entdecker wie Columbus. So ist es also kein Wunder, dass wir uns immer so fühlen als befänden wir uns irgendwo zwischen Karibik und dem amerikanischen Festland.
Bei unserer Erkundung durch die neue Welt haben wir nur sehr selten bei Orten einen faszinierten Stopp eingelegt, um besonders schöne oder kreative Strukturen zu bewundern. Allerdings empfanden wir die Welt durchgängig als hübsch, lebendig und glaubwürdig. Wiedererkennbare Baukastenelemente bleiben hier natürlich nicht aus, allerdings fallen diese nicht oder nur sehr selten negativ auf.
Aufgeteilt ist das Land in 14 unterschiedliche Gebiete, die nicht nur die Schwierigkeitsstufen für das PvE darstellen, sondern auch im PvP eine wichtige Rolle spielen. Mehr hierzu im Abschnitt PvP. In den meisten Gebieten gibt es je eine Stadt und ein Fort, lediglich in drei Gebieten gibt es nur jeweils zwei sogenannte Außenposten. Von und zu bestimmten Punkten könnt ihr gegen eine Gebühr schnellreisen, aufgrund von nicht vorhandenen Reittieren ist das sehr praktisch. Außerdem könnt ihr, mit einer Abklingzeit von 60 Minuten, kostenfrei zu eurem zuletzt besuchten Gasthaus (in Städten) reisen. Eine weitere Möglichkeit des kostenlosen Reisens sind Häuser, die ihr erwerben könnt und zu denen ihr euch alle vier Stunden teleportieren könnt. Euere Häuser (maximal 3) haben aber auch noch andere Vorteile. Ihr könnt in Ihnen Trophäen platzieren, welche euch global permanente Vorteile bringen. Außerdem können eure Gebäude öffentlich angezeigt werden, wenn sie durch Möbel besonders viele Punkte im Vergleich zu anderen Hausbesitzern auf demselben Grundstück haben. Letzteres bringt zwar nichts, sorgt aber für eine schöne Spielwelt, wenn man in unterschiedlich dekorierte Häuser schaut, während man die Straße entlangläuft und weiß, das ist alles von Spielern.
Leider gibt es keine Gildengebäude oder Gildentruhen, dass ist für dieses Spiel definitiv ein großes Manko. Ebenfalls gibt es keine Möglichkeit offline Spielern Gegenstände mit einer Post zu senden.
Story/Quests/PvE
Unsere Reise startet auf einem Schiff, welches uns in die namensgebende neue Welt bringen soll. Unter Deck erstellen wir zunächst unseren Charakter. Schön hierbei, ob männlich oder weiblich, wir haben, wie z. B. bei Frisuren, jeweils die Wahl aus allen Optionen. Es gibt keine kleinteiligen Charakteranpassungen, aber die Möglichkeiten sind groß genug einen individuellen Helden zu erschaffen. Kaum auf Erstellen geklickt kommt es wie es kommen muss, das Schiff gerät ins Wanken und ehe wir uns versehen, erwachen wir allein an einem Strand, umgeben von unzähligen Schiffwracks. Offensichtlich sind wir nicht die Ersten denen es so erging. Vor uns liegt der Kapitän, schwer verwundet wechselt er noch ein paar Worte mit uns, bevor er stirbt und sich in roter Energie, dem sogenannten Azoth, auflöst. Die folgende schlauchige Passage über den Schiffsfriedhof mit ein paar Gegner stellt ein simples, aber gutes Tutorial der Steuerung dar, welches in einem schönen kurzen Introbild endet. Bis hierhin baut New World eine schöne Atmosphäre auf und wir starten nach einem kurzen Bosskampf in die offene Welt mit all den anderen Spielern.
Wir machen es an dieser Stelle kurz, die Story hat jetzt schon das Beste gezeigt was Sie zu bieten hat. Denn egal ob Hauptquest oder Nebenaufgaben, trotz der gut vertonten NPCs, haben diese leider nicht viel zu sagen, außer einem kurzen Text, der irgendwie in zwei kurzen Sätzen die Notwendigkeit der jeweiligen Aufgabe beschreibt. Das allein wäre nicht so schlimm, da viele Spieler ohnehin die Questtexte überspringen, aber die gegebenen Aufgaben sind an Kreativlosigkeit tatsächlich nicht mehr zu unterbieten. Die meisten MMORPGs haben sich wiederholende Aufgaben und Grind, aber es gibt meistens die ein oder andere ansprechende abwechslungsreiche Idee, nicht so in New World. Wir möchten euch einmal alle Aufgaben auflisten.
Gehe und töte X von Y
Gehe und loote X von Y
Gehe und durchsuche Truhen
Das sind 99 % aller Quests und diese sind immer gleich, es gibt keinerlei kreativen Ansätze wie in anderen Spielen, dass z. B. zum Töten ein bestimmter Gegenstand genutzt werden muss, oder eine Verkleidung angelegt werden muss, um zu einem bestimmten Ort zu kommen.
Wir sprechen daher schon an dieser Stelle eine ganz deutliche Warnung aus, dieses Spiel ist nichts für Spieler die Story oder abwechslungsreiche Aufgaben mögen. Kurzum, dieses Spiel wird nur für die hartgesottensten Rollenspielfans im PvE etwas sein, die Grinding lieben. Nett sind die Instanzen in denen wir mit einer Gruppe von bis zu fünf Personen besonders schwere Gegner bekämpfen und uns robusten Bossgegnern stellen müssen. Diese Instanzen haben häufig eine kleine nette Idee einer Spielmechanik. Herausragend sind aber auch diese Dungeons nicht.
Es sei aber auch gesagt, New World will kein PvE Paradies sein, sondern hat seinen Fokus seit Beginn der Entwicklung ganz klar auf PvP.
PvP
Kommen wir zum Herzstück von New World, der Kampf Spieler gegen Spieler. Drei Fraktionen Kämpfen um die Vorherrschaft in der neuen Welt, die Marodeure, das Syndikat und das Bündnis. Jede dieser Fraktionen vertritt andere Werte, welche jedoch keinerlei Auswirkungen haben, auch hier kann die Story also wieder ignoriert werden. Wenn ihr euch für eine Seite entschieden habt, könnt ihr weiterhin friedlich eure PvE Missionen erledigen, profitiert aber von Vorteilen, je nachdem wie viel Einfluss eure Fraktion hat. Von den insgesamt 14 Gebieten, können 11 erobert werden, die Restlichen bleiben neutral.
Gebiete werden durch Kriege zwischen Kompanien eingenommen. Kompanien sind die Gilden in New World, die den Fraktionen angehören und frei erstellt werden können. In einem Krieg kämpfen also nicht alle Vertreter der beteiligten Fraktionen, sondern nur zwei ausgewählte Kompanien mit ihren Mitgliedern. Um einen Krieg erklären zu können, müssen zunächst genug Spieler über PvP Quests Einfluss für die eigene Fraktion in dem jeweiligen Gebiet gesammelt haben, dies ist unabhängig von Kompanien. Die PvP Aufgaben haben jedoch nicht direkt etwas mit einem Kampf Spieler gegen Spieler zu tun, sie geben lediglich an, dass PvP aktiviert sein muss und dass bis zum Abschluss der Quest weder gestorben noch schnellgereist werden darf. Andere Spieler mit aktivem PVP können einen also attackieren, aber häufig kommt es zu keinen Konfrontationen. Es können je Gebiet drei PvP Quests angenommen werden und nach Abschluss erneut absolviert werden. Diese drei Aufgaben sind immer exakt gleich. Gleiche Aufgabe am gleichen Ort. Es ist also extrem eintönig, wenn wenige Spieler versuchen den Einfluss signifikant zu erhöhen. Außerdem können die Orte so vom Gegner problemlos für Hinterhalte belauert werden. Mit genug Einfluss wird dann am Fort der jeweiligen Region der Krieg geführt, also eine PvP Schlacht, bei der Punkte eingenommen und die Tore gestürmt werden müssen. Der Bereich um das Fort ist während dieser Zeit großräumig für andere Spieler nicht betretbar, welche dann einfach nur gegen eine unsichtbare Wand rennen und eine Meldung erhalten.
Neben ganzen Gebieten können außerhalb von Kriegen aber auch jederzeit Forts eingenommen werden. Dies könnte theoretisch ein einzelner Spieler bewerkstelligen, indem er in der Stadt PvP aktiviert, zum Fort läuft und dort eine gewisse Zeit an einer Flagge steht, bis die Befestigung eingenommen ist. Andere Spieler werden jedoch per Einblendung über den Versuch der Einnahme informiert.
Aber was bringt es denn nun Gebiete oder Forts zu besitzen? Jeder Spieler der Fraktion bekommt in eigenen Gebieten, bzw. generischen Gebieten aber mit eigenem Fort, Boni wie z. B. günstigere Schnellreisen. Ist es sogar im Besitz der eigenen Kompanie gibt es noch bessere Vorteile. Des Weiteren kann die jeweils herrschende Kompanie das Fort sowie die Stadt ausbauen. Für das Fort z. B. Kanonen, um die Verteidigung zu erleichtern, für die Stadt hingegen bessere Craftingstationen. All das kostet Geld. Das können die Kompanien aufbringen durch einzahlende Mitglieder, aber hauptsächlich durch Steuern. Denn die Regierenden können z. B. bestimmen wie viel es kostet Gegenstände herzustellen. Diese Gebühr muss jeder Spieler zahlen der nun Werkbänke und ähnliches benutz, unabhängig von seiner Fraktion.
Crafting/Handeln
Neben dem PvP ist das Crafting ein Kernelement von New World. Dabei ist es grundsätzlich sehr simpel, je mehr eine Aktion ausgeübt wird, desto besser wird der Charakter darin. Das gilt für die benutzten Waffen, aber eben auch für Holzfällen, Steine klopfen, Angeln, Werkzeuge bauen oder Kleidung herstellen. All diese Dinge werden unabhängig voneinander trainiert. Ein hohes Level ist nötig, um bessere Ressourcen abbauen zu können oder mächtigere Gegenstände herzustellen. Aus diesem Grunde macht es Sinn sich zu spezialisieren, da es zu viel zu leveln gibt, um alles in absehbarer Zeit zu maximieren. Aber so soll es auch sein, denn genau das macht es großartig. Ich bin der Profi im Möbel und Trophäen zu bauen. Außer mir können das aber nur wenige. Ich kann also teuer über den Marktplatz (regionale Marktplätze je Region) oder direkt über den Chat Waren anbieten. Um das aber tun zu können lasse ich mir von anderen Spielern Vorprodukte herstellen, die ich selbst nicht kann. Und so kommt ein fantastisches Miteinander zu Stande. Innerhalb der eigenen Kompanie oder Freundeskreis ist das natürlich nochmal besser, wenn ein gezielter Focus je Spieler gesetzt werden kann.
Dieses Craftingsystem wird dadurch noch besser, dass es keine Händler in New World gibt, wir können Gegenstände also nur an andere Mitspieler verkaufen und müssen uns dabei immer nach den aktuellen Marktpreisen richten, für wie viel jemand bereit ist etwas zu kaufen oder wie groß die Konkurrenz ist. Da die Marktplätze immer nur für das aktuelle Gebiet gelten, sollte auch das berücksichtigt werden. Level 50 Rüstung in den 1 – 25er Startgebieten zu verkaufen ist vermutlich nicht vom Erfolg gekrönt. Ebenso bringt das gesammelte Eisen in einem Gebiet mit weniger Vorkommen vermutlich höhere Preise als in einem anderen. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass das sammeln und herstellen von Gegenständen auch ordentlich Erfahrungspunkte gibt, ein leveln des Charakters ist hierüber also auch möglich.
Das Crafting ist also motivierend, nützlich und macht viel Spaß. Lediglich einen Kritikpunkt haben wir hier. Eisen oder höhere Metalle werden für nahezu jeden Berufszweig benötigt und das häufig in großen Mengen. Warum benötigt Stoffkleidung Metalle? Warum braucht mein Holzschrank 15 Eisenbarren? Wir würden bei letzterem Beispiel 1 – 3 Barren für Scharniere und ähnliches verstehen, aber so muss jeder neben seinem eigentlichen Beruf noch Metalle ankaufen oder sammeln. Warum kann ich nicht Holzfäller und Schreiner sein? Warum nicht Sammler und Kleidermacher? Hier hoffen wir auf Anpassung der Werte.
Fazit
New World ist nicht der erwartete Hit geworden, den viele sich erhofft haben, zu viel ist zu sehr Standardkost, einiges sogar weit darunter. Solo PvE Spieler lassen die Finger gleich ganz von dem Titel. Jeder der jedoch mit Freunden zusammen spielt oder sich direkt in große Gildengemeinschaften stürzt könnte Spaß haben. Ob am PvP oder einfach den Mitspielern mit Herstellung von Gegenständen zuzuarbeiten, dass macht schon viel Spaß. Gerade den PvP Spielern sei aber gesagt, dass ein extremer Grind bis zum Maximallevel 60 überwunden werden muss, um dann auch langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. In Punkten ausgedrückt, geben wir New World eine 7/10.