Battlefield 3 – Gamecheck
Lange und von vielen sehnlichst erwartet ist es nun endlich da: Battlefield 3. Schon im Vorfeld rührten Entwickler DICE und Publisher Electronic Arts kräftig die Werbetrommel und hielten damit die Erwartungen auf einem sehr hohen Level. In Battlefield 3 geht es ab der ersten Sekunde an voll zur Sache. So findet sich der Spieler nach einer kurzen Laufsequenz auf dem Dach eines Zuges wieder und kurz darauf in einem Abteil wieder. Mit der erstbesten Pistole wird dann auch schon auf unbekannte Schergen geballert und durch den Zug gekämpft. Der Spieler wird völlig im Ungewissen gelassen um was es geht oder wer er ist. Doch hält dieser Zustand glücklicherweise nicht lange an und so endet die Zugfahrt relativ abrupt und die Zeit wird um mehrere Stunden zurückgedreht.
Nach dem kleinen Zeitsprung findet man sich in einem Verhör, mit Handschellen gefesselt, in einem CIA Büro wieder. Immerhin etwas Licht im Dunkel der Story und doch beschleicht einen das Gefühl das irgendwoher zu kennen. Ein Verhör als „roter Faden“ um die Mission voranzutreiben. Das kommt uns doch sehr bekannt vor und erinnert uns an ein Konkurrenzspiel. Auch sonst scheint die Geschichte nicht sonderlich innovativ zu sein. Ohne hier zuviel zu verraten: Es sind erneut die Russen und eine atomare Gefahr im Herzen von New York dabei. Das will der wackere Agent natürlich verhindern. Aber da dies alleine zu einfach wäre wird er auch noch von den Regierungsbeamten verdächtigt bei den Bösen mitzumachen. Und so reiht sich eine Erzählung an die Andere und der Spieler bekommt in diesen Rückblenden Missionen aufgetischt, welche nicht immer in Verbindung zu einander stehen oder direkt logisch erscheinen.
Also ein Shooter ohne fesselnde Momente oder packende Atomsphäre? Falsch! Das was Battlefield 3 in Sachen Story vernachlässigt wird in den Missionen wieder gut gemacht. Man ist nie alleine unterwegs sondern immer an der Seite seiner Mitstreiter. Ständig wird miteinander gesprochen, Taktiken zugerufen oder bei Beschuss geschrieen. Auf diesem Weg baut man eine Verbindung zu seinen Kollegen auf und betrachtet sie nicht nur als graue, computergesteuerte Soldaten. Wenn einer von ihnen im Kugelhagel fällt, dann fühlt man auch wegen der stark inszenierten Zwischensequenzen mit ihnen. Auch in Sachen Fortbewegung und Kampfgeschehen gibt sich Battlefield 3 keine Blöße. Ohne lange Vorlaufzeiten findet man sich mitten im Schlachtengetümmel wieder und wird an keiner Stelle durch ein undurchdachtes Leveldesign ausgebremst. Das so etwas aber durchaus auch kritisch sein kann, sieht man an den engen, vorgegebenen Pfaden, welche man zu keinem Zeitpunkt verlassen kann. An das Treffen von eigenen Entscheidungen ist schon gar nicht zu denken. Es muss getan werden was einem die Anderen sagen und Abzweigungen sind auf dem Weg nicht vorgesehen. Dem Einen mag diese „Unkompliziertheit“ gefallen, Andere werden sich dadurch eingeengt fühlen. Wer offene Welten mag der ist deutlich besser in den grossen und komplexen Multiplayer-Karten aufgehoben statt in der Singleplayer-Kampagne.
Spätestens nach den ersten Missionen wird klar, das man hier eher eine kinoreife Inszenierung nachspielt. Neben dem angesprochenen „Trampelpfad“ den der Spieler beschreitet sorgen die vielen gescripteten Ereignisse und Zwischensequenzen dafür. Wer sich aber darauf einlässt, der bekommt eine abwechslungsreiche Aktion geboten. Denn bis auf seltene, kleinere Missionen wiederholt sich an keiner Stelle des Spiels etwas und man sieht sich ständig mit neuen Aufgaben konfrontiert. Entweder man ist als Fusssoldat in verschiedenen Teilen der Erde unterwegs oder befindet sich in einem Panzer inmitten eines riesigen Schlachtfeldes. Das im verlaufe der Mission auch noch von oben betrachtet und bombardiert wird. An Board eines Flugzeugträgers gilt es als Schütze eines Kampfjets feindliche Jäger vom Himmel zu holen. Kurzum keine Ecke des Spiels gleicht der Anderen und das macht das gesamte Szenario sehr echt und glaubwürdig. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und Battlefield 3 macht da keine Ausnahme. Wirt vermissen zum Beispiel eine Anzeige wann der Spieler geduckt ist und wann er steht. Warum laufen manche Gegner wenige Meter an uns vorbei ohne uns zu beachten. Und auch die kleinen Reaktionsspielchen mit dem schnellen Drücker einer bestimmten Taste innerhalb der Kampfzwischensequenzen passen nicht ganz in das Konzept. Auch kann leider nicht, wie vorher versprochen, alles zerstört werden. Wer jetzt also schon die Panzerfaust geputzt hat um massenhafte Häuser einzureissen, der muss leider entteucht werden. Die Möglichkeit dem Gegner aber, mit einem fiesen Grinsen, die Deckung wegzuschiessen tröstet darüber hinweg.
Kommen wir zum Multiplayer-Teil von Battlefield 3. Schon alleine die Auswahl des Spiels ist im Multiplayer individuell einstellbar. So kann man sich über den Serverbrowser in ein bereits laufendes Spiel einklinken und über einen Suchfilter weitere Details einstellen. Eine andere Möglichkeit ist das „schnelle Spiel“ in dem lediglich die gewünschte Karte und der Spielmodus gewählt werden muss. Übersichtlich, einfach und vor allem benutzerfreundlich. Hat man sich erfolgreich verbunden stehen einem vier verschiedene Klassen zur Auswahl. Sturmsoldat, Pionier, Versorger und Aufklärer nennen sich die vorgefertigten Killermaschinen. Diese haben natürlich feste und altbekannte Rollen und Specials wie Munition, Verbandskasten, Tankwaffe und so weiter. Auf Basis dieser Klassen werden dann spezifische Waffen und Erweiterungen freigeschaltet. Man steigt jeweils mit der gespielten Klasse auf und bekommt die Errungenschaften auch nur bei ihr zugeschrieben. Es ist also eine konstante Spezialisierung zu dem Charakter der man schon immer sein wollte. Legt man ein aktives Spielverhalten an den Tag ist man schnell in der Lage jedes Luft- und Landfahrzeug mit den selbst freigespielten Gadgets, Waffen und Upgrades zu versehen. Auch Medaillen und Ordensbänder haben wieder den Einzug in den Multiplayer gefunden und zeigen nicht nur den eigenen Fortschritt sondern dienen auch gut zum sammeln der eigenen Erfahrungspunkte für einen Rangaufstieg.
Auch das Spielgefühl ist atemberaubend. Dank der gut durchdachten Maps stellt sich das Szenario als nervenzerreisender Aktionspass heraus. Fans der Simulation kommen hier in die richtige Stimmung. Besonders hervorzuheben ist das schiessen. Beim verziehen der Waffe stellt es sich nicht nur als realistisch heraus, auch die Treffertoleranz ist sehr gut gelungen. Schüsse neben die Schulter und trotzdem ein Kopfschuss gibt es in Battlefield 3 nicht. Und selbst wenn man mal nach dem Ableben aus versehen an einer weiter entfernten Stelle in das Spielgeschehen wieder einsteigt wird man zumindest mit tollem Sound und Grafikanimationen entschädigt die alles auf der Karte lebendig und realistisch erscheinen lassen. Ebenso bieten sie eine unglaubliche Aussicht und Abwechslung und sind toll gestaltet. Die teils zerstörbare Umgebung, vor allem in Kombination mit grossen Fahrzeugen, bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Was Entwickler DICE mit der Frostbite 2 Engine hier auf den Monitor zaubern ist schlichtweg brilliant. Allen die wunderschönen Sonneneffekte die sich ihren Weg durch Bäume bahnen und Spiegelungen im Glas sorgen für viele Momente des Staunens. Wenn es regnet kann man das beinahe spüren und Lichtreflektionen auf dem Boden werden realitätsnah wiedergegeben. Ob man nun zu Land unterwegs ist, in der Luft per Jet, einem waghalsigen Fallschirmsprung frönt oder einer einfachen Lagebesprechung beiwohnt – Battlefield 3 macht eine sehr gute Figur.
In Sachen Sound stellt Battlefield 3 eine neue Bestmarke auf. Von der Musik, über die Sprachausgabe zu den Effekten wie Waffenfeuer oder Fahrzeuge. Wenn neben einem die Kugeln einschlagen, die Teamkameraden wild durcheinander brüllen, ein Panzer angerollt kommt und man selbst ballert was das Magazin hergibt, dann kann sich das durchweg hören lassen. Grosses Kino erreicht das Spiel wenn so manche Szene noch durch die Musik oder auch deren fernbleiben stimmungsvoll unterstrichen wird.
Dienst nach Vorschrift gilt zumindest was die Kampagne angeht. In Battlefield 3 gilt ein streng vorgefertigter Weg und eine etwas abstruse Story. Dennoch, wer auf kinoreife Aktion steht und rund sieben Stunden Zeit hat, kann sich ohne Bedenken darauf einlassen. Die grosse Stärke spielt der Titel standesgemäß im Multiplayer-Modus aus. Auf zum Teil riesigen Karten geht es zu Land, zu Wasser und in der Luft zur Sache. Jeder der vier spielbaren Klassen erlaubt eine weitgehende Spezialisierung im Laufe der Zeit und erhöht so zusätzlich die Langzeitmotivation. Und auch wenn im allgemeinen eine gute Grafik noch kein überragendes Spiel macht, so ist man in diesem Fall geneigt abschliessend zu sagen, das man Battlefield 3 gesehen haben muss. Absolute Kaufempfehlung!
WERTUNG: Grafik: 97%, Sound: 96%, Steuerung: 93%, Balance: 91%, Spielspass: 93%, Mehrspieler: 96%, Gesamtwertung: 94%.