Spieletest

Titanfall (PC) – Gamecheck

Electronic Arts eröffnet den Krieg gegen Call of Duty von Activision. Neben der Battlefield-Reihe führt der Publisher einem neuen Kontrahenten in den Ring, welcher den Titel des allerbesten Shooters für sich entscheiden soll. Wohl gemerkt aber nur im Multiplayer, denn im Gegensatz zur Konkurrenz verzichtet Titanfall komplett auf einen Einzelspieler-Kampagne. Dafür findet sich einen Aneinanderreihung von gelungen inszenierten Mehrspieler-Gefechten. Durch Funksprüche und Videosequenzen wird dabei sogar eine richtige Story erzählt.

Von der Vorgeschichte, die uns erklärt warum sich der Megakonzern IMC und eine Rebellenmiliz am Rande des Universums gegenseitig auf die Mütze hauen, erfahren wir im Spiel aber so gut wie gar nichts. Die Kampagne, welche sowohl auf Seiten der Miliz als auch als Soldat der IMC durchspielen können, setzt erst mitten in der heissen Phase des Kriegs ein. Sie erzählt von dem Konflikt des Überläufers Mc Allen und seinem ehemaligen IMC Kameraden Graves. Dumm nur, dass die Geschichte der beiden. während der restlichen Action nahezu vollkommen am Spieler vorbeizieht. Wer tatsächlich etwas von der Handlung mitbekommen will, der muss sich schon in eine Ecke stellen und sich auf die kleinen Einblendungen am oberen, rechten Bildschirmrand konzentrieren. Und wer will das in einem Multiplayer-Shooter schon. Ebenso blöd ist es, dass es für den Ausgang der Kampagne komplett unerheblich ist wie gut oder schlecht der Spieler spielt. Egal ob der Gamer jedes Match haushoch verliert oder seinen Gegner in Grund und Boden stampft – das Ergebnis ist letztlich immer das Gleiche. So bleibt die ungewohnte Mehrspieler-Kampagne nur nettes Beiwerk. Die knapp 1,5 Stunden, welcher ein Durchgang pro Partei dauert, investiert man hauptsächlich dafür, weil das Durchspielen jeweils mit einem neuen Titanchassis belohnt wird.

Wenn Titanfall sich eins ganz groß auf die Fahne schriebt, dann ist das Geschwindigkeit. Als Pilot, so werden die maximal 12 Spieler genannt, hetzt man in einem Affentempo über die Karten. Dank eines Minijetpacks sind die Piloten oft in luftiger Höhe unterwegs. Doppelsprünge sind genau, wie die Fähigkeit an Wänden zu Laufen und an Seilen entlang zu rutschen, mit von der Partie. Dadurch erreicht man problemlos auch noch so versteckte Ecken auf der Map. Das gilt es beim spielen stets im Kopf zu behalten, denn jederzeit kann den Spieler ein Gegner aus einer völlig unerwarteten Richtung überraschen. Die Minimap stets im Auge, gilt es also ständig in Bewegung zu bleiben. Dank der präzisen Steuerung gegen die Klettereien super von der Hand und nach einiger Eingewöhnung schafft man mühelos die schwierigsten Sprungpassagen. Auch das Schussverhalten der Waffen fühlt sich einfach gut an. Vetaranen, des bereits oben genannten Konkurrenten, dürften sich bei Titanfall wie Zuhause fühlen. Auf den Karten ist der Spieler allerdings nie alleine unterwegs, sondern immer mit haufenweise, computergesteuerten Kollegen. Die einfachen Grunts sind dabei vom Spieler eher einfach zu erledigen und es bedarf einiger Unkonzentriertheit um von diesen getötet zu werden. Die Spectres sind da schon von einem anderen Kaliber. Dafür dürfen wir sie aber auch mit dem Allzweckmesser hacken und zu Bodyguards umfunktionieren. Die KI-Begleiter sorgen für eine nette Kampfatmosphäre, geben ab und zu aber auch ordentlich auf die Nerven. Nach spätestens einigen Spielminuten kommen auch Gamer von Battlefield, welche des Spielfeld nur gepanzert betreten, voll auf ihre Kosten. Dann ist es nämlich möglich, auf Knopfdruck den ersten Titan anzufordern. Durch Kills beschleunigt man diese Möglichkeit, wodurch gute Spieler schneller an ihren Metallriesen kommen.

Am Steuer der Kampfanzüge ändert sich das Spielgefühl dramatisch. Denn plötzlich kann der Spieler nicht mehr flink durch die Gegend hopsen. Dennoch laufen die Mechs flott und können sich durch einen Boost auf dem Gefahrenbereich bewegen. Der Spieler ist also nicht mehr ganz so beweglich, dafür aber dick gepanzert. Ausserdem trägt der Titan fette Waffen mich sich herum, welche Piloten schon mit einem Volltreffer erledigen können. Diese können sich dann höchstens noch per Rodeo-Angriff zur Wehr setzen, in dem sie dem Titan auf den Rücken springen und ihm wirkungsvoll ins Oberstübchen schießen. Mit speziellen Anti-Titan-Waffen können sie den Mechs aber auch aus der Entfernung ganz schön wehtun.

Die Ausrüstung von Titans und Piloten wird im Menü verändert, welches an Call of Duty erinnert. Der Spieler erhält für jede Partie Erfahrungspunkte, steigt im Level auf und schaltet so neue Waffen frei. Überraschungen bleiben aber aus. Mit Sturmgewehr, Schrotflinten und Scharfschützengewehr bietet Titanfall hier nur Standardkost. In den Titans freut man sich über Railguns und Raketenwerfer. Angesichts des futuristischen Settings, hätte man hier auf etwas mehr Kreativität hoffen können. Das tüfteln an der kompletten Ausrüstung macht eine Menge Spaß, im Vergleich zur Konkurrenz ist die Auswahl aber eher begrenzt.

Schnell ist auch die Höchstgrenze von Level 50 erreicht, wonach man lediglich alle Freischaltungen zurücksetzen kann und im Regeneration-Modus von vorne beginnen kann. Fehlende Abwechslung gibt es leider auch bei den Spielmodi. Während der Kampagne stehen sogar lediglich zwei Varianten zur Verfügung. Deathmatch und Hard-Point-Domination, bei welchem sich die Teams um den Besitz von drei Kontrollpunkten streiten. Dieser wird einfach eingenommen, indem der Spieler bei diesem herumsteht. Danach geniert er fleißig Siegpunkte für das entsprechende Team. Im freien Mehrspielermodus stehen dann aber auch drei weitere Spielmodi zur Wahl. Hier kommt zu einem abgewandelten Deathmatch Modus (nur Grunts bringen Punkte), ein Capture-the-Flag Modus hinzu. Ausserdem finden wir den Last-Titan-Standing-Modus, eine Form von Last-man-Standing nur in den großen Titans. um in letzterem erfolgreich zu sein, kommt es auf Zusammenarbeit und koordiniertes Vorgehen an.

Die satte Auswahl an 15 Karten bietet dafür deutlich mehr Vielfalt. Von verwinkelten Stadtmaps, über grüne Oasen, bis zu weitläufigeren Gebieten ist alles dabei. Da man sich aber zumindest als Pilot häufig in den Gebäuden oder auf deren Dächern aufhalten, spielen sich die Maps dann doch wieder recht gleich.

Fette Explosionen, toll gestaltete Karten und schön inszenierte Missionseinstiege in der Kampagne. Solange der Spieler in Bewegung bleibt, macht Titanfall optisch einen sehr guten Eindruck. Besonders die Animationen der Spielfiguren und der Titans sind immer wieder ein echter Hingucker. Bleibt man jedoch stehen, fallen einem vor allem die teils schwachen Texturen unangenehm auf. Auch die Effekte sind beim genauen Hinsehen dann doch eher von gestern. Hier sieht man der Source-Engine ihr Alter dann doch deutlich an. Die Umgebungen sind zudem nicht zerstörbar. Viel wichtiger ist aber, dass die Technik in Titanfall absolut reibungslos läuft. Beim spielen sind weder Lags noch Probleme mit der Framerate unangenehm aufgefallen. Für die Ohren gilt übrigens, genau wie für unsere Augen: Achtung Reizüberflutung. Der Spieler wird mit so vielen Explosionen, Abschüssen und Warnmeldungen überhäuft, dass es manchmal schwierig ist den Überblick zu behalten. Die Soundkulisse ist aber dennoch exzellent. Das gilt auch für die gut vertonten Dialoge in der Kampagne.

Neuerungen in Titanfall wurden hervorragend umgesetzt und spielen flüssig ineinander. Die Entwickler haben alles richtig gemacht, was zu einem guten Shooter gehört. Lediglich die oft unübersichtlichen, fast zu schellen Gefechte und die fehlende Abwechslung im Spiel fallen negativ auf. Rund um ein solider Shooter. WERTUNG: Grafik: 82%, Sound: 83%, Steuerung: 90%, Balance: 87%, Spielspass: 84%, Mehrspieler: 87%, Gesamtwertung: 86%.